Welche Farben und Farbkombinationen charakterisieren den Swiss Style?
Dieser Artikel wurde am 03.02.2020 überarbeitet und aktualisiert.
Diese Frage, die beinahe eine ästhetische Herausforderung darstellte, versuchte Fabian Burghardt, Designstudent in Berlin, mit einer (inzwischen leider nicht mehr existierenden) Web-Applikation unter der Bezeichnung „Swiss Style Color Picker” zu beantworten.
Diese Website richtete sich an Graphikdesigner, die Inspiration suchten, und bot ein breites Spektrum an Farbkombinationen, die durch die berühmten Plakate der „Schweizer Schule“ aus den Fünfzigerjahren inspiriert waren.
Fabian, wie kamen Sie auf diese Idee?
Fabian Burghardt: Im Rahmen eines Uni-Projektes haben meine Mitstudenten und ich an einem experimentellen Videomagazin gearbeitet. Einer von uns hat dann dieses Projekt im Schweizer Stil interpretiert: Ich war beeindruckt von der Kraft der Farbkombinationen und der formalen Strenge dieses Stils. Daraus entstand die Idee, ein digitales Werkzeug zu entwickeln, das andere Designer ebenso inspirieren könnte, wie es mich angeregt hatte.
Die Website wirkt wie ein interaktives Plakat. Was sagen die Nutzer?
Fabian Burghardt: Über 100.000 Seitenaufrufe in einem Monat sowie eine Menge netter Blog-Posts und E-Mails zeigen mir, dass es eine wirklich bedeutende Symbiose in der gesamten Designer-Web-Community gibt.
Mit Freude haben wir eine gewisse Affinität zum Farbspektrum des DS9, des neuen Prodir Kugelschreibers, entdeckt. Wir betrachten das als eine Bestätigung für unsere „Swissness“.
Fabian Burghardt: Absolut und das überrascht mich gar nicht, weil es doch ein Schweizer Produkt ist: Das minimalistische Design und die leuchtende Farbpalette sind der beste Beweis dafür. Mir gefallen besonders die Grün- und Grautöne, die typisch für den Internationalen Stil sind, der seinen Ursprung in der Schweiz hat. Ich war sehr beeindruckt von Ihrer Präsentation. Mir gefallen die Produktabbildungen und die Schriftart, die Sie für Ihren Blog verwenden: Avenir, mein Favorit!
Danke, Fabian! Es war nett, Sie kennenzulernen. Viel Erfolg.
Links: Josef Müller-Brockmann, Der Film, 1960 – Zürich Museum of Arts
Mitte: Wim Crouwel, Eugène Brands, 1969 – NL Graphic Design, Amsterdam
Rechts: Jacqueline Casey, Boston Visual Artists Union, 1973 – MIT Museum, Cambridge
Der Swiss Style
Der Swiss Style, auch als Internationaler typographischer Stil bekannt, ist eine Bewegung in der grafischen Kunst, die sich in der Schweiz nach dem Zweiten Weltkrieg durchgesetzt hat und später von Designern weltweit aufgegriffen wurde.
Seine Grundsätze orientieren sich an einer klaren Linienführung und streben eine Ausgewogenheit zwischen Formgestaltung und Lesbarkeit an. Umgesetzt wird das über Grafikraster, die durch asymmetrische Anordnungen, serifenlose Schriften, strenge geometrische Formen und die Bevorzugung der Fotografie gegenüber der Illustration gekennzeichnet sind.
Führende Vertreter waren Müller-Brockmann, Theo Ballmer, Max Bill und der Designer der am weitesten verbreiteten Schriftart Helvetica, Max Miedinger. Viele Designer, unter anderem auch der Italiener Massimo Vignelli, der entscheidend zur Bekanntheit beigetragen hat, haben die 1957 entwickelte Schriftart systematisch übernommen.
Heute wird dem Swiss Style weiterhin ein starker Einfluss im Grafikdesign zugeschrieben – sowohl off- als auch online.