Vermittelt deine Handschrift etwas, das du so nie sagen wolltest? Haben deine Kinder Probleme damit, die Notiz zu entziffern, die du ihnen auf den Küchentisch gelegt hast? Schaust du auf die Einkaufsliste, die du vor einer Stunde schnell auf einen Zettel gekritzelt hast, und denkst: Das sind Hieroglyphen? Stehen deine Arbeitskollegen hilflos vor deinen Whiteboard-Diagrammen und fragen sich sogar, ob der letzte Moderator in einer anderen Sprache geschrieben hat? Und was ist mit deinem Tagebuch, in dem du deine Gedanken immer fleissig zu Papier bringst, kommt es dir so vor, als wäre es von einem Fremden geschrieben worden?
Handschrift ist mehr als ein paar Zeichen auf Papier. Es ist der Teil von der dir, der noch verweilt, wenn du den Raum längst verlassen hast, diese Schleifen und Linien stehen für deine Stimme, dein Gedächtnis, deine Autorität. Die besten Schriftarten sind anonym, und eine E-Mail sieht aus wie die andere. Aber deine Handschrift – das bist unverkennbar du – es sei denn allerdings, es ist eine derartige Klaue, dass du dich nicht einmal mehr selbst darin erkennen kannst.
Genau das ist das Risiko, eine schlechte Handschrift ist, als würdest du dich in einer fleckigen, dreckigen Trainingshose bei einem Geschäftstreffen präsentieren. Vielleicht bist du gar nicht schlecht organisiert – aber es sieht eben echt so aus. Eine handgeschriebene Dankesnote, verliert all ihren Charme, wenn sie kaum zu lesen ist. Eine Unterschrift, die in einen Schnörkel zusammenfällt, ist kein Garant für Persönlichkeit, sondern markiert ihr Fehlen. Denk daran, Schreiben ist eine Technik, eine Erweiterung deines Gedächtnisses und deines Verstands. Wenn du es nicht mehr lesen kannst, trennst du dich von dir selbst.
Solltest du dir also auch als Erwachsener noch die Mühe machen, deine Handschrift zu verbessern? Du musst ja nicht gleich ein Kalligraph werden, aber du solltest immer so schreiben, dass es für alle lesbar ist.
Wie geht das, wie kann man seine Schrift verbessern? Die folgenden Anregungen helfen dir vielleicht:
1. Schaffe mehr Gelegenheiten fürs Schreiben. Führe ein Tagebuch, versende Postkarten, schreibe deine Einkaufsliste mit der Hand. Eine fliessende Handschrift ist Übungssache und: Übung macht den Meister.
2. Werde langsamer. Sauberkeit kommt selten mit Geschwindigkeit. Schon ein wenig mehr Zeit für jeden Brief macht deine Handschrift lesbarer, und die Handlung gleichzeitig achtsamer.
3. Sieh es dir aus einer anderen Perspektive an. Mal dir aus, wie deine Kollegen auf das Flipchart schauen, wie deine Kinder deine Notiz zu entziffern versuchen, oder geh noch einen Schritt weiter: Stell dir vor, wie du in unbestimmter Zukunft dein Tagebuch lesen möchtest. Handschrift ist Leistung – präsentiere sie entsprechend.
Natürlich spielen auch die Werkzeuge eine Rolle. Ein Stift, der zu schnell gleitet, macht Kritzeln unvermeidlich. Einer, der sich dir zu stark widersetzt, fühlt sich wie eine Bestrafung an. Ein Schreibgerät ist dann perfekt, wenn es gleitet, ohne zu verrutschen, wenn es gut in der Hand liegt und wenn es immer wieder nachfüllbar ist.
Deine Handschrift ist der Teil von dir, der zurückbleibt, wenn du den Raum längst verlassen hast. Versichere dich also, was genau du da zurücklassen willst.