Das traditionelle Schweizer Ringen heisst Schwingen und es ist nicht ausschliesslich für Touristen oder jährlich stattfindende Feste. Was einmal ein alpiner Zeitvertreib war, ist heute zu einem grossen Event geworden. Gesponsert von milliardenschweren Konzernen und Banken können sowohl Männer wie Frauen teilnehmen, die darum kämpfen: Nicht die Person zu sein, der man die Sägespäne vom Rücken wischt.
Dabei geht es nicht um Preisgelder. Vielmehr ringen die Kämpfer und Kämpferinnen zum Beispiel um einen Munizipalstier, in der Schweiz nennen wir ihn Muni, gekämpft wird um Kuhglocken und eine ganze Reihe andere, eher rustikale Objekte. Das heisst allerdings auch, wenn man hier teilnimmt, um zu gewinnen, geht es höchst wahrscheinlich nicht nur darum, in den Besitz von Nutztieren zu gelangen. In Wirklichkeit sind die Preise eigentlich symbolisch für eine Kultur, die unglaublich stolz auf ihre alpinen Wurzeln ist, und zwar so sehr, dass Ringerfeste oder einzelne KämpferInnen von Weltruhm, oft Gegenstand umfassender Medienberichterstattung werden.
Es gibt sogar einen Schweizer Schwingen-Verband. Gegründet im Jahr 1895 ist er darum bemüht, das Niveau dieser Sportart ständig zu verbessern. Darüber hinaus bietet er Lernmaterial und Unterrichtskurse an. Wenn du also kurz, übersprung, wyberhaagge oder einen der über 100 anderen Würfe erlernen willst, solltest du dich an diesen Verband wenden.
Zu einem erfolgreichen Wettkampf im Schwingen gehört eine ganze Menge. Gegenseitiger Respekt jedoch liegt allem zugrunde. Bevor es losgeht, schütteln sich die Wettkämpfer die Hände, und die Gewinner oder Gewinnerinnen haben abschliessend die Aufgabe, die Sägespäne von Schultern und Rücken der Unterlegenden zu wischen. Ebenso wie faires und sportliches Verhalten, handelt es sich hierbei um tatsächliche Regeln, denn obwohl nur der beste Mann oder die beste Frau gewinnen kann, darf gegenseitige Achtung nie fehlen.
Bösen aus dem ganzen Land – so nennt man die besten Ringer – treten zu den Kämpfen an. Ein Schiedsrichter und mehrere Kampfrichter entscheiden, wer dann gegen wen antritt. Jeder Kampf dauert durchschnittlich etwa fünf Minuten. Und natürlich gewinnt der oder die mit den meisten Punkten. Allerdings unterscheidet sich die Punktvergabe von den Wettbewerbsstandards, die du womöglich vom Ringen kennst.
Beim Schwingen dreht sich alles um die Shorts. Über ihren langen Hosen tragen die Ringer kurze Hosen aus Jute, die von einem Ledergürtel gehalten werden und zu Griffen aufgerollt sind, die die Wettkampfteilnehmer dann packen, um so bestimmte Würfe ausführen zu können. Damit diese Würfe zählen und Punkte bringen, müssen beide Schultern der Kontrahenten die Sägespäne innerhalb des Rings berühren. Doch ganz abgesehen von den Regeln, wenn man diesen traditionellen Sport richtig kennen lernen will, muss man ihn live erlebt haben. Aber das ist kein Problem, denn es gibt zahllose alpine Feste, wo du einen Kampf erleben und in diesen so anderen Aspekt der Schweizer Geschichte eintauchen kannst.