Wenn Erinnerungen zu Sternenstaub werden

Es scheint, als würden wir in Wirklichkeit alle von den Sternen stammen, und für 10.000 $ können wir unsere Erinnerungen jetzt dahin zurücksenden, wo für uns alles begann.

Habt ihr gewusst, dass alle Kohlenstoff-, Stickstoff- und Sauerstoffatome in unserem Körper von Supernova-Ereignissen stammen, die sich vor Milliarden Jahren irgendwo im Weltraum ereignet haben? Sogar das Eisen in unserem Blut kann bis auf bestimmte kosmische Explosionen zurückverfolgt werden, die sich schon ereigneten, noch bevor unsere Sonne je existierte.

Zu wissen, dass das Universum in uns allen steckt, erklärt vielleicht die Begeisterung, mit der wir die Sterne beobachten und nicht zuletzt die jüngsten Entwicklungen des Weltraumtourismus. Aber der Flug ins All wird vielleicht für Leute wie Richard Branson und Jeff Bezos Wirklichkeit, für die restlichen 99,99% von uns bleibt es ein Traum. Seit Kurzem gibt es jedoch eine etwas preiswertere Variante, die dir zwar keinen Sitzplatz auf dem nächsten Blue Origin-Flug ermöglicht, dir aber immerhin die Möglichkeit bietet, etwas Kleineres in den Weltraum zu senden.

Für 10.000 $ schickt Upmosphere 20 Gramm deiner kostbarsten Erinnerungen ins All. Steck einfach ein kleines Erinnerungsstück deiner Wahl in ein eigens dafür geschaffenes Holzkistchen, und sie schiessen es für dich via Satellit nach oben. Das können Eheringe sein, Fotos oder auch das Halsband deines geliebten, verstorbenen Hundes – was du in dies Kistchen steckst, liegt einzig und allein bei dir. Ist es einmal im All, erhältst du Zugang zu einer App, mit der du die Reise deiner „Erinnerung“ verfolgen kannst, während sie unseren Planeten mit einer Geschwindigkeit von 33.000 km/h umkreist.

Es ist etwas sehr Besonders, auch wenn es irgendwie ein wenig bizarr bleibt. Doch wenn du dann deine Erinnerungen am Himmel verfolgst, empfindest du so etwas wie ein Gefühl von Wohlbehagen in der Gewissheit, dass dein ganz spezielles Objekt sich da oben auf einer magischen Reise durchs Weltall befindet. Aber natürlich hat auch alles Gute einmal ein Ende, selbst Weltraumerinnerungen, denn nach ein paar Jahren wird der Satellit unweigerlich zurück in die Erdatmosphäre sinken. Tritt das aber ein, erleben deine Erinnerungen ein fantastisches Ende, denn sie verpuffen, als wären sie eine Sternschnuppe – bleibt anzumerken, dass es jedoch höchst unwahrscheinlich ist, diesen rotglühenden Augenblick mitzuerleben, wenn er eintritt.

Durch die Verbindung zwischen unseren Erinnerungen und der Geschichte unseres Ursprungs jedoch erhält eine solche Weltraumreise etwas zutiefst Spirituelles und Bedeutsames. Darum ist das bisher beliebteste Versandstück die Asche eines geliebten Menschen und für alle, die es sich erlauben können, ist es in der Tat ein einzigartiges Abschiedsgeschenk.

Jedoch steht bei all dem die Frage nach Ethik und Nachhaltigkeit im Raum. Besonders wenn man bedenkt, dass schon die Einäscherung selbst keine sehr umweltfreundliche Option darstellt, denn immerhin werden dabei pro Person durchschnittlich 400 kg CO2 freigesetzt. Und eine Kremation mit darauf folgendem Trip in einem irgendwann explodierenden Satelliten ist so etwas wie ein kleiner CO2-Supergau.

Dabei verweist Upmosphere auf bestimmte nachhaltige Aspekte ihres Angebots, so zum Beispiel auf die Tatsache, dass die Holzkistchen aus recyceltem Holz gebaut werden und natürlich darauf, dass sich der Satellit nur für eine begrenzte Zeit im Orbit befindet.

Viele würden jedoch sagen, dass die Entsendung jedwedes Satelliten ins Weltall ohne einen konkreten und zu rechtfertigenden Grund etwas Unhaltbares darstelle, weil dadurch Weltraumschrott erzeugt würde, was am Ende des Tages einfach schlecht für die Umwelt ist. Überdies stelle die Lichtverschmutzung durch Satelliten eine Behinderung der Astronomie dar, und das Weltwirtschaftsforum wies kürzlich auf die Gefahren durch den Wiedereintritt von Satelliten hin, die gefährliche Mengen von Aluminiumoxid in der oberen Atmosphäre zurück lassen.

Es mag durchaus verlockend sein, unsere Erinnerungsstücke ins All zu schicken, und man kann verstehen, warum die, die es sich leisten können, sich dazu hingezogen fühlen. In einer Welt aber, in der wir alle uns darum bemühen, Abfall und Verbrauch einzuschränken und unsere Ressourcen zu bewahren, können wir nicht umhin zu fragen: Müssen wir wirklich genau jetzt immer mehr Dinge mit schnellen Satelliten ins Weltall schicken?

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