Nachhaltigkeit im Abo

Zuerst ging’s ums Lesen. Dann um das, was du dir ansiehst. Dann ums Essen. Aber wenn wir über Abonnements sprechen, haben sich Zeitungen und Magazine und Filme und Veggie-Boxen gerade mal als nur die Spitze des Eisbergs erwiesen.

Abonnements sind gut fürs (nachhaltige) Geschäft
Warum machen wir eigentlich alle bei dieser Renaissance des Abonnements mit? Wie auf so viele andere Fragen hat die erste Antwort, die einem sofort in den Sinn kommt, mit COVID-19 zu tun. Da die Geschäfte geschlossen sind, und die Menschen ihre Pakete daheim in Empfang nehmen, sind Anlieferungen frei Haus seit mindestens einer Generation nicht mehr so einfach und so gefragt wie heute. Doch schon bevor das neue Corona-Virus ins allgemeine Bewusstsein gesunken war, hatte die Beliebtheit von Abos über die letzten gut zehn Jahre stetig zugenommen.

Dienstleistungen auf der Basis von Abos garantieren Unternehmen in unsicheren Zeiten berechenbarere Einkünfte und schaffen einen konstanten Informationsaustausch mit dem Kunden, was überdies Loyalität und Customer Lifetime Value steigern könnte. Verbinden wir das mit der so oft zitierten Vorliebe der Millennials für Zugangsrecht statt Besitz, leuchtet auch ihr Faible für Auto-Abos, wie Carvolution und Clyde sofort ein.

Ausserdem kann es sein, dass Abonnements noch andere Wünsche befriedigen, zum Beispiel die Suche nach einem nachhaltigeren Leben. Da globale Umweltkatastrophen immerzu und überall lauern, während wir mit der Pandemie beschäftigt sind, erhält das Geschäft mit der Nachhaltigkeit Unterstützung von Geschäftsmodellen die mit Abonnements arbeiten.

Diese Schuhe wirst du nie besitzen
Fahrrad-Sharing Abonnements boomen, also geht die Schweizer Firma On in Punkto nachhaltige Mobilität mit ihren Cyclon Abo-Schuhen noch einen Schritt weiter. Die Idee, seine Schuhe nicht zu besitzen, ist gar nicht so irre, wie es auf den ersten Blick scheint, vor allem, wenn man bedenkt, dass Cyclon Laufschuhe vollkommen aus Rizinussamen gefertigt werden – genau, Rizinus – und dass On eine Technik entwickelt hat, solche Schuhe herzustellen, sie zu recyceln und anschliessend wieder neu zu erfinden. Innerhalb dieses wahrlich echt geschlossenen Wirtschaftskreislaufs bietet On für einen Abo-Preis von 35 CHF im Monat (€ 32) den Service, seine ausgetragenen Schuhe regelmässig eintauschen zu können (im Moment nur auf Vorbestellung). Bei On dachte man sich, wenn man seine CD-Sammlung schon vor Ewigkeiten für ein Streaming-Abo aufgegeben hat, gibt es keinen Grund, warum das nicht auch für Schuhe klappen sollte.

Staubsauger aber anders
Bei Climeworks, einer anderen Schweizer Firma mit Sitz in Island, deren Geschäftsmodell ebenfalls auf Nachhaltigkeit durch Abos aufbaut, geht es um Saugkraft. Echt. Dort geht man davon aus, dass Nachhaltigkeit richtige Saugkraft entwickeln muss, um zugänglich und erschwinglich zu sein. Climeworks ist ein Unternehmen, das mit Hilfe von CO₂- Kollektoren, die auf der Basis eines Vakuums funktionieren, Kohlendioxid aus der Luft saugen. Einmal erfasst, pumpt man das so gewonnene Kohlendioxid zurück in die Erde, wo es in ein paar Jahren versteinert. Für den Klimaschutz bedeutet dies, dass Climeworks mehr als den reinen Abbau von Schadstoffen bietet, sie ermöglichen die Umkehrung des Klimawandels. Genau wie bei den Cyclon Schuhen von ON hilft ihnen dabei das Abo-Modell, in Wachstum und Entwicklung zu investieren, während sie ihren Service anbieten, bei dem Firmen wie Einzelpersonen selbst bestimmen können, wie viel CO₂sie in jedem Monat aus der Luft saugen wollen, um ihren eigenen CO₂- Fussabdruck zu verbessern.

Bambus, der Bäume pflanzt
Doch die Low-Tech Lösung für die Erfassung von Kohlendioxid bleiben natürlich die Bäume. Tree a Day bietet Bambus-Zahnbürsten im Abo an: Du erhältst alle drei Monate eine neue Zahnbürste, und im Vertrag enthalten ist die Pflanzung eines neuen Baums an jedem Tag deines Vertrags. In Partnerschaft mit dem Eden Reforestation Project gehen 65 % der Einnahmen jedes einzelnen Abos an Pflanzprojekte in Nepal, Madagaskar, Haiti, Indonesien und Mozambique. Es versteht sich, dass deine Zähne bei dem Deal jeden Tag ein bisschen sauberer werden.

Wenn derartige Geschäftsideen auf der Basis von Abo Modellen sich weiterhin als erfolgreich erweisen, könnten sie den Schweizern dabei helfen, ein ganz neues Verständnis für ein nachhaltiges Leben zu erlangen. Übrigens, hat irgendjemand Lust auf ein paar hässliche Früchte?

Photo credits: © On: On-Mitgründer Caspar Coppetti

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