Der Steineleger

Michael Grab legt Steine aufeinander: stunden- und tagelang, meistens allein, manchmal als Performance vor Publikum.

Kunstvoll und mit ungeheurer Geduld bringt er sie in eine allein durch Schwerkraft gesicherte Balance: schwere und leichte, runde und eckige, kleine und grosse, egal ob es schneit oder regnet, überall, wo es sie gibt, am Fluss vor seiner Haustür, in der Wüste, am Meer oder in der Fussgängerzone. Für kleine Skulpturen braucht er 30 Minuten, für die grossen Stunden oder auch Tage.

„Steine zu balancieren“, sagt Grab, „ist Meditation. Wenn ich die Schwerkraft spüre, wenn ich das Gefühl habe, als würde jedes einzelne Teil auf einmal einfrieren und zu einem grossen Ganzen verschmelzen, bin ich vollkommen ruhig und konzentriert.“ Manchmal ist die Mühe vergebens, eine Windböe und minimale Unkonzentriertheit lässt alles zusammenfallen. Aber dann beginnt er wieder von vorn. Und überhaupt, er liebe es ebenso sehr, seine Skulpturen wieder zu zerstören, wie sie zu bauen, sagt Grab. Sie selbst wieder aus der Balance zu bringen, damit alles wieder so aussieht, als wäre er nie hier gewesen. Den Ort zu verlassen, ganz ohne Spuren zu hinterlassen, das sei ihm am liebsten. Bis auf die Fotos, die bleiben.

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