Eierlegende Wollmichsau

Das Klappmesser war schon immer vielseitig. Sollte es ursprünglich nur den Dolch ersetzen, merkten die Menschen schnell, dass man mit ihm Holz sägen, Eber kastrieren, Hühner rupfen oder Kartoffelsäcke nähen konnte.

In Italien wurde es als “Coltello d’amore” übers Ehebett gehängt, damit der Bräutigam wusste, was ihn erwartete, falls er es mit der Treue nicht so ernst nehmen sollte.

Aber es war ein eidgenössischer Schmied aus Schwyz, der diese Vielseitigkeit auf den Punkt brachte: Karl Elsenerschuf 1884 die Ikone aller Allzweckwerkzeuge. Sein Sackmesser, wie die Schweizer es nennen, weil man es inden Hosensack, sprich in die Hosentasche steckt, sollte Soldaten dazu dienen, ihr Gewehr zu zerlegen, ihr Essenzu sich zu nehmen und Leder zu bearbeiten: Eine Arteierlegende Wollmichsau bestehend aus Klinge, Dosenöffner, Schlitzschraubenzieher und Ahle. Revolutionär und platzsparend. Eine etwas elegantere Variante mit Korkenzieher und dem charakteristischen Schweizerkreuz wurde später als Offiziersmesser patentiert.

Doch das war nur der Anfang. Heute produziert Elseners Victorinox pro Jahr sechs Millionen dieser All-in-One-Werkzeuge in 100 verschiedenen Varianten – mit Scheren, Zangen, Metallfeilen, Lupen, Schraubenziehern, Nagelfeilen, Zahnstochern und Pinzetten. Es gibt Cybertools zur Reparatur von Computern, Golftools für Golfer und Kindermesser mit stumpften Enden. Das Wenger Giant Knife 2007 verfügt über 81 Werkzeuge für 141 unterschiedliche Funktionen. Nichts, was man nicht mit ihm machen könnte.

Schweizer Messer stecken in jeder Tasche. Sie gehören zur Ausrüstung von Polarexpeditionen, Spaceshuttle-Crews, Hobby-Seglern, Profil-Anglern und Wochenendcampern. Sie sind Outdoor-Tools und urbane Kultobjekte, Heimwerker- und Pfadfinderstolz, Reisebegleiter und Bestandteil jedes Schweizer Haushalts. Nur über Betten hängen sie eher selten.

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