Es war vorherbestimmt, dass sich die Wege von Prodir und Avenir kreuzen.
“Ich erlebte die Macht einer Schriftart, die gesamte intellektuelle Welt mit denselben Buchstaben lesbar zu machen, erstmalig in den Tagen der Metalllettern. Dies erweckte in mir den Drang, die bestmögliche Lesbarkeit zu entwickeln.” [A. Frutiger]
Das französische Wort „avenir“ bedeutet Zukunft, aber als Adrian Frutiger, geboren und ausgebildet in der Schweiz, Avenir für die Mergenthaler Linotype Company entwickelte, dachte er eher an eine Perspektive als an die Zukunft.
Im Jahr 1988 schöpfte Frutiger Inspiration aus dem Stil des frühen 20. Jahrhunderts, um eine Schriftartenfamilie zu schaffen, die ins kommende Jahrhundert vorausgriff.
Er hatte sich unter seinen Zeitgenossen bereits einen Namen mit dem Erfolg von Univers gemacht. Als eine perfekt modernistische Sans-Serif-Schriftart ging Univers über den karikativen Stil des vorhergehenden Jahrhunderts sowie die geometrischeren Designs der 1930er Jahre wie Futura oder Erbar hinaus. Die Schriftartenfamilie, die in Paris entwickelt wurde, umfasste 21 Variationen, die als Teil eines Katalogs ersonnen wurden, der jeder Variante eine numerische Kennziffer zuwies. Dieser Aspekt zog viele Typographen an, die Interesse an den Möglichkeiten hatten, die ein logisch bestimmtes Design bot, dessen Eleganz das Ergebnis traditioneller Designarbeit und einer Reihe kleiner Anpassungen war, die eng mit der schweizerischen Idee von handwerklicher Herstellung verwoben waren. Die relativ kleinen Maße der Großbuchstaben machten es möglich, Textblöcke in derselben Farbe in verschiedenen Sprachen zu produzieren, ein äußerst beliebter optischer Effekt in der mehrsprachigen Schweiz. Es war das Jahr 1961.
Es war die Schriftart Univers, die Adrian Fruitger auf seinen zukünftigen Weg brachte. Diese universelle Schriftart war die Erfahrung und der kreative Prozess, die es ihm ermöglichten einen Schritt weiter zu gehen, seine Denkweise zu entwickeln und eine neue Schriftartenfamilie zu erschaffen, die Individualisierung, Lesbarkeit und Schönheit sowie die Ewigkeit und die Zukunft verkörpern würde. Adrian hatte ein Ziel und er erreichte es: Er entwickelte Avenir, eine Schriftart, die frei von den geometrischen Beschränkungen war, von denen das modernistische Grafikdesign seit den 1930ern bestimmt gewesen war. Dadurch betrog er nicht seine Ursprünge und seine Ausbildung: Genau wie seine Vorgänger glaubte Frutiger an eine neue funktionale, organische und einfache Schriftart. Eine Schriftart, die geeignet wäre für quadratische Formate mit mehreren Spalten, die sich Übersetzungen anpassen könnte, was in der Schweiz relevanter war als in den meisten anderen Ländern. Avenir erhielt letztlich genau wie Helvetica und Univers einfache Kurven und war in verschiedenen Schriftstärken verfügbar.
Von Anfang an war Avenir perfekt geeignet, um Worten und Ideen klar einen visuellen Ausdruck zu verleihen. Mutig, anders, avantgardistisch, zukunftsorientiert und schweizerisch.
Und wir hatten keine Bedenken, als wir die Schriftart für Prodir wählten. Wir wussten, dass Prodir und Avenir in der Zukunft viele Gesprächsthemen hätten. Oder eher Themen, über die man schreiben könnte.