Willkommen in Solothurn, der wunderschönen barocken Stadt, berühmt für ihre Vernarrtheit in die Zahl 11.
Im Nordwesten der Schweiz liegt am Ufer der Aare die malerische Stadt Solothurn. Dieses bezaubernd schöne Reiseziel im nördlich von Bern besticht mit wunderschöner mittelalterlicher Architektur und bietet gleichzeitig ein breites Angebot kultureller Attraktionen. Doch darüber hinaus zeichnet sich Solothurn durch etwas wirklich Ungewöhnliches aus, etwas, das sie von anderen Schweizer Städten unterscheidet: Die Einwohner der Stadt sind seit ihrer Gründung vor fast achthundert Jahren besessen von der Zahl 11.
So gibt es in Solothurn 11 Kirchen und Kapellen, 11 Brunnen, 11 Türme und 11 Museen. Hinauf zur Kathedrale, die wiederum über 11 Türen und 11 Glocken verfügt, führen drei Treppen mit jeweils 11 Stufen und in ihrem Inneren befindet sich ein Altar, gefertigt aus 11 verschiedenen Marmorarten. Dann gibt es da noch die Turmuhr in Solothurn mit ihren 11 Glocken und einem Zifferblatt mit 11 statt 12 Stunden. Für ein Land, das auf so aussergewöhnliche Weise für seine Präzision bekannt ist, besonders wenn es um Zeitmessung geht, ist dies vermutlich das stärkste Zeichen für die absolute Hingabe, mit der diese Stadt ihre Lieblingszahl feiert.
Es ist ungewiss, woher diese merkwürdige Fixierung kommt. Der Überlieferung nach begann alles mit einer Gruppe von magischen Elfen, die vom nahen Weissenstein Berg in die Stadt hinunterkamen, um den damals notleidenden Bewohnern von Solothurn ein wenig Freude zu spenden. Nun hat ‚Elf‘ im Deutschen ja zwei Bedeutungen … genau, eben auch 11! Der Legende nach kamen die Elfen zu einem Zeitpunkt, als es in der Stadt keine Kinder gab und die Bewohner weder Freude noch Lachen kannten. Anscheinend war es der Besuch jener magischen Wesen, der Fruchtbarkeit und eine gewisse Leichtigkeit des Seins in die alte Stadt zurück brachte, was sie schliesslich in die lebendige Gemeinschaft verwandelte, die wir heute kennen.
Wieder andere behaupten, dass diese Besessenheit von einem weit heiligeren Ort stammt – was Sinn machen würde. In der Theologie des Mittelalters hatten Zahlen eine grosse Bedeutung, und in der Bibel finden sich sehr viele numerische Beziehungen. So gibt es dort zum Beispiel die 6 Schöpfungstage, die 7 Todsünden und die 10 Gebote. Dann gibt es noch die 12 Apostel, die nach der Verbannung des Judas als „Die Elf“ in die Geschichte eingingen. Man geht davon aus, dass während dieser geschichtlichen Zeitspanne die Numerologie als eine eigene Sprache begriffen wurde, mittels derer man die von Gott gesandten Nachrichten entschlüsseln konnte.
Doch wie auch immer die Liebesgeschichte zwischen Solothurn und der Zahl 11 begonnen haben mag, diese eher exzentrische Tradition (man kann den Schweizern ja viele Dinge nachsagen, aber langweilig gehört bestimmt nicht dazu) ist so tief verankert, dass man sie noch für lange Zeit als festen Bestandteil des städtischen Erbes betrachten wird. Wenn ihr das nächste Mal in Bern und Umgebung seid, müsst ihr euch das unbedingt ansehen. Und solltet ihr dabei Durst bekommen, so haben wir von der lokalen Brauerei „11 Öufi“ gehört, die ein Bier mit 11% Alkoholgehalt braut und einen Whiskey ausschenkt, der 11 Jahre im Fass gelagert hat! Wie es scheint, sind die Beziehungen Solothurns mit ihrer geliebten Zahl 11 grenzenlos.
Photo credits:
© Solothurn Tourismus, Tino Zurbrügg