Fast so beliebt wie in einem Tessiner Grotto? Sagt man nicht wirklich, stimmt aber trotzdem. Denn weil diesen Sommer viele Schweizer für ihr Urlaubsglück nicht in die Ferne schweifen, füllen sich auch die beliebten Grottos im Tessin.
Was aber kein Grund ist, sie nicht aufzusuchen, im Gegenteil.
Um es gleich klarzustellen: Bei einem Grotto handelt es sich nicht um eine Höhle, sondern um ein einfaches Gasthaus mit schattigen Aussenbereichen unter alten Bäumen und meistens sehr leckeren traditionellen Gerichten. Diese von März bis Oktober geöffneten Gaststätten gelten schon lange als das eigentliche Herz der Tessiner Esskultur, und sie sind der ideale Ort, um sich in heissen Sommermonaten abzukühlen. Da auch die Schweizer dieses Jahr lieber nicht so weit wegfahren und so viel Zeit wie möglich im Freien verbringen wollen, verzeichnen die Grottos ein Rekordjahr.
Ursprünglich wurden sie für Familien oder kleine Gemeinden erbaut, um Lebensmittel kühl zu lagern, bevor der Kühlschrank das übernahm. Das typische Grotto befindet sich ausserhalb eines Ortes und in der Nähe eines Waldes oder eines Flusses, wo angenehme Kühle herrscht. Auf der Speisekarte stehen regionale Gerichte: vor allem Polenta, aber auch einheimische Salami- und Käsesorten.
Und natürlich Wein. Während sich die Entwicklung von der privaten Vorratskammer zum Gasthaus vollzog, wurde in den Grottos meist nur einfacher Landwein angeboten. Heute rühmen sich die besten Grottos mit umfangreichen Weinkarten, damit die Gäste auch die edelsten Weine der Schweiz kennenlernen können.
Jedes Tal mag zwar über ein eigenes Grotto verfügen und die Auswahl ist gross, doch möchten wir Ihnen drei von den uns bei Prodir bekannten Grottos empfehlen.
Grotto del Cavicc in Collina d’Oro
Das in die Hügel ausserhalb von Lugano eingebettete Grotto del Cavicc geniesst vor allem dank eines Mannes weltweite Bekanntheit: dem Schriftsteller Hermann Hesse. Als Hesse mitten in einer künstlerischen Krise im Alter von 42 Jahren aus Deutschland nach Montagnola in im Tessin übersiedelte, fand er in seiner neuen Heimat Inspiration in einer noch weitgehend unberührten wilden Natur. Er schrieb hier eine Reihe seiner bekanntesten Romane und gewann 1946 den Nobelpreis. Um seiner vom vielen Schreiben ermüdeten Hand eine Pause zu gönnen, schlenderte er oft – so die Legende – zum nahegelegenen Grotto del Cavicc hinüber und genoss dort unter Lindenbäumen den guten Wein, eine Partie Boccia und die gute Gesellschaft.
Das Grotto del Cavicc gibt es schon seit 185. Sie können es zu Fuss über gut ausgeschilderte Wege erreichen und dort Salami, Ziegenkäse und Wein aus den gut bestückten Weinkellern geniessen. Zum Abschluss können Sie dann noch Hesses Grabstätte auf dem nahegelegenen Friedhof von Gentilino besuchen.
Grotto Pozzasc – Peccia
In oberen Maggiatal liegt an einem Wildbach eines der bezauberndsten Grottos der Gegend: die Grotto Pozzasc. Von den massiven Granittischen blickt man auf das kristallklare Wasser eines Pozzos, eines natürlichen Wasserbeckens, das in der Vergangenheit zuerst die Müller und später dann Gastronomen anzog.
Geniessen Sie einheimische Spezialitäten wie Kutteln, Mortadella, Bergkäse und über dem Feuer gebackene Polenta.
Grotto Bassa – Lumino
Nur fünf Minuten von Bellinzona entfernt, in Lumino, betreibt die Familie Franzi seit über 100 Jahren das Grotto Bassa. Die Franzis servieren Ihnen hausgemachte Grappas und die Spezialität ihres Hauses: Roastbeef. Sehr lecker.
Unser Tipp: Zu welchem Grotto Sie sich auch aufmachen, fahren Sie rechtzeitig los, um sich die besten Plätze am kühlen Wasser oder mit dem besten Ausblick zu sichern.
Photo credits:
Grotto Val Lavizzara: photo by Alessio Pizzicanella
Formaggio Alpe Salei Valle Onsernone: ©Switzerland Tourism
Grotto Val Lavizzara: ©Ascona-Locarno Tourism – photo by Alessio Pizzicanella
Grotto Ponte Brolla: ©Ascona-Locarno Tourism – photo by Alessio Pizzicanella