Von Tunneln über Brücken bis hin zu Zügen und Seilbahnen – bis jetzt stand dem Streben der Schweizer Ingenieure nach Fortschritt und Effizienz noch nie ein zu hoher Berg im Weg. Für Othmar Hermann Ammann war das nicht anders. Der Berg jedoch, der ihm im Weg stand, war gar kein Berg, sondern eine Insel namens Manhattan.
Bevor er nach Amerika kam, begann Ammanns Reise als Bauingenieur im Jahr 1898 an der ETH Zürich. Zu jener Zeit hatte die Ästhetik noch enormen Einfluss auf den allgemeinen Ansatz für den Entwurf von Konstruktionen, dieser Philosophie blieb Ammann in seiner gesamten Karriere treu.
Jedoch gehen seine Leistungen weit über den Bau einfach nur schöner Brücken hinaus. Neben der Hudson Brücke und der George-Washington-Brücke entwarf er neben vielem anderen auch den Lincoln Tunnel. Um es auf einen Nenner zu bringen: Ammann hat Manhattan mit der Welt verbunden. Mehr Verbindungswege bedeuteten einen grösseren Informationsfluss und darüber hinaus auch Tourismus und so wurde aus der Insel das, was wir heute kennen und schätzen.
In der heutigen Zeit ist Manhattan eins der weltweit führenden Finanz- und Kulturzentren, und wenig Platz bedeutet hier kein Hindernis mehr für Erfolg. Und obwohl es New Yorks kleinster Bezirk ist, wächst seine Bevölkerungsdichte regelmässig von 1,63 Millionen auf über 3,9 Millionen an, wenn man die täglichen Pendler hinzunimmt, die die verschiedenen, ihnen zur Verfügung stehenden Brücken überqueren.
Letztendlich gehören Ammanns bauliche Meisterwerke in den Bereich, den wir Schweizer Kreativität nennen, vor allem, wenn es darum geht, aus einem begrenzten Raum das meiste herauszuholen. Auch wenn es ihm nie gelang, in seinem Heimatland denselben Erfolg zu erringen, die moderne Schweizer Ingenieurskunst wird in ihrem Streben nach immer neuen Wegen zur Verbesserung und Innovation auch heute noch von seinem Ansatz geprägt.
Auch wenn Manhattans Pendler auf ihrem täglichen Weg zur Arbeit bestimmt nicht über die Konstruktionen nachdenken, die sie benutzen, um in die Stadt und wieder zurück zu kommen, sie bleiben dennoch der lebende Beweis dafür, dass Ammann nicht einfach nur Brücken gebaut hat – er hat eine Kluft überbrückt und auf diese Weise seine Spuren in der Stadt New York hinterlassen.
Denn ganz gleich, ob du zur Arbeit nach Manhattan fährst, um die Stadt zu besichtigen oder einfach nur um Freunde oder Familie zu besuchen, die Chancen stehen immer gut, dass du dafür eine seiner Brücken benutzt.