Der Held der Fernsehserie McGyver konnte aus seinem Stift in einen Fallschirm oder sogar eine Bombe machen. Für uns gewöhnliche Menschen kann ein ganz normaler Stift jedoch manchmal ausreichen, uns den Tag zu retten, indem er genau das tut, wofür er da ist: schreiben. Hier stellen wir fünf mitten aus dem Leben gegriffene Geschichten vor, in denen ein Stift tatsächlich ein wichtige Rolle spielte.
Stadion der Träume
Ich lebe heute mit meiner Familie in England, aber vor einigen Jahren bin ich mit meinen Kindern zu einem Baseballspiel der Cubs ins Wrigley Stadion in Chicago gegangen. Ich bin mit den Cubs aufgewachsen und habe mein ganzes Leben davon geträumt, von einem der Spieler ein Autogramm auf einen Baseball zu bekommen – aber das haben meine Kinder an meiner Stelle erleben dürfen. In dem Jahr haben die Cubs sensationell gespielt, und als das Spiel fast vorbei war, bin ich mit den Kindern zum Besucherausgang hinuntergegangen, genau an die Stelle, wo die Spieler auch das Stadium verlassen und nach dem Spiel den Bus nehmen. Ich habe jedem einen Kugelschreiber in die Hand gedrückt, denn echte Sammler hatten mir erklärt, dass ein Kuli immer noch das beste Schreibinstrument dafür ist, einen Baseball zu signieren. Ich habe mich im Hintergrund gehalten, und die Kinder haben gewartet, bis die Spieler rauskamen, und tatsächlich setzte Kris Bryant sein Autogramm auf ihre Basebälle. Er war damals gerade auf dem Weg, ein grosser Star zu werden, und war offenbar wirklich nett. Meine Kinder waren überglücklich – und ich mit ihnen!
Kevin – Brighton, UK
Es geschah in Wien
Nach dem Abitur habe ich mit einer Freundin einen Interrail-Trip durch Europa gemacht. Wir hatten beide auf der Schule Deutsch gelernt und das wollte wir jetzt zum Einsatz bringen. Im Zug nach Wien teilten wir uns das Abteil mit einem jungen österreichischen Studenten aus Klosterneuburg – er schlief, als wir das Abteil betraten und lag ausgestreckt auf den Sitzen. Wir haben so laut gelacht, dass er aufwachte. Natürlich sind wir ins Gespräch gekommen und er bot an, uns Wien zu zeigen. Das war noch zu einer Zeit, als kaum jemand ein Mobiltelefon hatte, darum schrieb er mir seine Telefonnummer auf die Innenseite des Umschlags meines Reiseführers. Einen oder zwei Tage später riefen wir ihn an, und er hat den Rest der Woche mit uns verbracht und uns durch die Stadt geführt. Er hat uns tolle Sachen gezeigt und uns seinen Freunden vorgestellt. Das alles klingt jetzt vielleicht ein bisschen wie der Film Vor Sonnenuntergang mit Ethan Hawke, aber zwischen uns gab es keine Romanze. Wir haben uns danach aus den Augen verloren, aber es ist immer noch eine meine Lieblingserinnerungen, wenn ich an meine Reisen denke.
Sophie – Nice, France
Im Fundbüro
In meiner Geschichte geht es nicht um mein Leben, sondern um das meines Sohns. Er hatte ein Lieblings-Sweatshirt, das ihm mein Mann und ich als Souvenir von einer Reise aus den Schweizer Alpen mitgebracht hatten. Darauf war das Bild eines Schweizer Chalets und es sah echt süss aus, fast kitschig, aber er hat immer nur das getragen. Es war sowas wie sein Markenzeichen und für seine Freunde war er einfach der Junge mit dem Schweizer Sweatshirt. Doch er hat ein Gedächtnis wie ein Sieb und lässt seine Sachen immerzu überall liegen, um die Sachen dann irgendwann im Fundbüro zum Beispiel seiner Schule wiederzufinden. Aus diesem Grund habe ich ihm noch auf dem Gymnasium immer seinen Namen auf die Etiketten in den Sachen geschrieben. In einem Sommer verbrachte er die Ferien in einem Sommercamp und kam ohne sein geliebtes Sweatshirt zurück. Zuerst benahm er sich, als wäre es das Ende der Welt (obwohl ich offen gestanden ziemlich froh war, dass es weg war), aber tatsächlich fand ein sehr netter Mann aus dem Ferienlager das Sweatshirt, sah den Namen, rief an und schickte es uns wenig später zu. Mein Sohn war total erleichtert, aber in jenem Herbst beschloss er plötzlich, es sei an der Zeit, seinen Kleidungsstil zu ändern und zog es nie wieder an!
Katharina – Kiel, Germany
Das Ja-Wort geben
Wann ich von einem Kugelschreiber gerettet wurde? Wahrscheinlich genau in dem Moment, als ich meine Heiratsurkunde unterschrieb! Mit meiner Frau da auf dem Standesamt zu erscheinen und auf der gepunkteten Linie zu unterschreiben, war das Beste, was ich je getan habe (weiss natürlich nicht, ob sie dasselbe über mich sagen würde, lol). Sie ist mir unheimlich wichtig, und ich muss sagen, sie ist eine fantastische Ehefrau und Mutter, organisiert unser aller Leben und ist obendrauf noch sehr gut in ihrem Job – sie ist Mathelehrerin. Ich könnte mir ein Leben ohne sie einfach nicht mehr vorstellen.
Balint – Budapest, Hungary
Nachricht
Ich habe keine wirklich dramatische Geschichte zu erzählen, aber meine Mitbewohnerin ist wirklich gut darin, mir Nachrichten zu schreiben – ich glaube, das ist ganz allgemein eine verloren gegangene Kunst. Sie schreibt einfach, was sie gerade macht oder was sie kocht, wenn sie zu Hause ist (beim Kochen wechseln wir uns ab) oder irgendwas anderes. Dazu macht sie so lustige, kleine Zeichnungen und Insider-Witze, die nur wir beide verstehen. Jeden Morgen hat sie einen echt langen Weg zu Arbeit und ist immer schon weg, bevor ich aufstehe, aber manchmal wache ich auf und bin schon gespannt darauf, ob sie mir eine Nachricht hingelegt hat und was drinsteht. Natürlich könnte sie mir auch eine WhatsApp schicken, aber das wäre zu langweilig! Das ist wie so ein Spiel zwischen uns, und ihre handgeschriebenen Nachrichten verschönen mir immer wieder den Tag!
Annalisa – Milan, Italy