Mit Luftblasen gegen Plastikverschmutzung

In jedem Jahr landen 8 Milliarden Kilo Plastik in den Weltmeeren und fast alles stammt aus unseren Flüssen. Ein niederländischer Startup hat eine Lösung erfunden, wie der Müll abgefangen werden kann, bevor er ins Meer gelangt – durch Luftblasen.

Um sich das Ausmass einer Menge von 8 Milliarden Kilo vorstellen zu können, denke man an einen Müllwagen, der jede Minute seinen Inhalt ins Meer kippt – ununterbrochen. Es ist eine enorme Menge Plastik, die so in unser Ökosystem kommt und der Meeresumwelt extremen Schaden zufügt. Doch damit nicht genug, Schätzungen prognostizieren, dass sich die Menge bis zum Jahr 2050 verdreifachen könnte.

Hier kommt die Great Bubble Barriere ins Spiel. Es handelt sich dabei um eine auf der gesamten Breite eines Flussbetts installierte Röhre, die einen dichten Vorhang von Luftblasen nach oben treiben lässt und auf diese Weise einen Schutzschild bildet, der den Plastikmüll daran hindert hindurchzuschlüpfen und ihn stattdessen in eine Auffangzone drückt. Klingt verrückt, aber es funktioniert! Und ganz abgesehen davon, dass so mindestens 86% der Abfälle abgefangen werden, anstatt wie sonst schliesslich im Meer zu landen, stellt diese Barriere keinerlei Probleme dar, weder für Boote, Schiffe noch für Tiere.

Das Projekt wurde 2018 in dem niederländischen Städtchen Katwijk aan Zee von einer Bürgerinitiative unter dem Namen „The Coast Busters“ ins Leben gerufen. Sie stellten fest, dass ein Grossteil des Plastikmülls, der dort am Ufer angeschwemmt wurde, aus einem kleinen Seitenarm des Rheins zu stammen schien, dem Oude Rijn, der durch die Stadt fliesst und hier in die Nordsee mündet. Nachdem man sich die Unterstützung der Stadtverwaltung und der Wasserbehörde sichern konnte, gelang es der Initiative, Finanzmittel zu bekommen, um die erste von einer Gemeinde betriebene Blasenbarriere der Welt zu entwickeln.

Kurz darauf wurde in den Grachten von Amsterdam ein ähnliches System installiert und bald schon wird in Portugal, in dem Fluss Douro, der als Haupteintritt von Plastikmüll in den Atlantik betrachtet wird, eine Blasenbarriere ihre Arbeit aufnehmen. Damit nicht genug, das Great Bubble Barrier Team plant in den kommenden Jahren eine weitere Ausdehnung ihrer Aktivitäten besonders in Asien, woher 81% des gesamten Plastikabfalls in den Ozeanen stammt. Die hohe Konzentration von Plastikabfall in dieser Region rührt zum grossen Teil daher, dass Asien nicht nur der Hersteller vieler Produkte für den Konsum der Welt ist, sondern überdies bis vor kurzem die Kunststoffmüllentsorgung zahlreicher westlicher Länder erledigte, die sie hierher ausgelagert hatten.

So wie die Firma expandiert, werden wir daran erinnert, dass alles möglich sein kann, wenn BürgerInnen mit lokalen und regionalen Regierungen zusammenarbeiten und dass dank der Beherztheit auch nur einer kleinen Gruppe von Menschen grosse und positive Veränderungen möglich sind.

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