So wie der Panettone aufgeht, entwickelt sich seine Beliebtheit

Ohne Panettone kommt in Italien einfach keine Weihnachtsstimmung auf. Die durchschnittliche italienische Familie verspeist während der Feiertage 2,5 dieses Kuchens, und wenn man ihn einmal probiert hat, kann man sich gut vorstellen, warum diese kugelige Köstlichkeit den Italienern das ist, was den Deutschen ihr Stollen ist.

Seit seiner Erfindung in Mailand vor über 500 Jahren ist der Panettone zur Weihnachtszeit ein gern gesehenes Geschenk für Freunde und Nachbarn. Diese Tradition geht darauf zurück, als die Mailänder Bäcker ihren Kunden im immer Dezember diesen Kuchen schenkten, zu einer Jahreszeit also, als Weizen eine begehrte und seltene Zutat war.

Eine romantische Legende erzählt von dem Adeligen Ughetto Atellani, der sich unsterblich in Adalgisa verliebte, die schöne Tochter eines armen Bäckers namens Toni. Da die adelige Familie eine Heirat mit einer jungen Frau niedrigen Standes nie zugelassen hätte, mussten sich die beiden heimlich treffen. In seiner Verzweiflung, sie nicht heiraten zu können, schmiedete der Ritter schliesslich einen Plan, wie er die Zustimmung seiner Familie zu der Verbindung bekommen könnte. Verkleidet als Bauer liess er sich in Tonis Bäckerei anstellen und schmuggelte teure Zutaten wie Butter, Eier und Zitronenschale in die Backstube. Er arbeitete Tag und Nacht und verbesserte die gängige Version des Kuchens, der an Tonis Kunden verkauft werden sollte. Damals erhielt der Kuchen auch seinen Namen: ‚Panettone‘, was wörtlich übersetzt so viel heisst wie ‚Tonis Brot‘. Der umwerfende Erfolg der Bäckerei beeindruckte die adlige Familie derart, dass sie der Heirat schliesslich zustimmte. Es geht das Gerücht, sogar Leonardo da Vinci wäre einer der Hochzeitsgäste gewesen.

Dieser locker-luftige, buttrige Obstkuchen – dessen Herstellung über siebzig Stunden dauern kann –, blieb bis zum Ende des 19. Jahrhunderts eine Spezialität Mailands, als Angelo Motta daran zu arbeiten begann, ihn in ganz Italien populär zu machen. Der junge Unternehmer industrialisierte die Herstellung von Panettone und verlieh ihm auch die kugelige Form, die wir heute kennen. Seitdem hat der Panettone sehr viel mehr geleistet, als über die Grenzen von Mailand hinaus bekannt zu werden. Im letzten Jahr wurden in Italien über 7‘100 Tonnen Panettone hergestellt, wovon 10% in mehr als 75 Länder verkauft wurden.

Im Lauf der Jahrhunderte wurde das ursprüngliche Rezept mehrfach verändert, aber an seinem festen Platz am Weihnachtstisch ist nicht zu rütteln. Zu Beginn des 20. Jahrhunderts brachte die gewaltige Migration von Italienern in die USA die italienische Küche mit sich in die Neue Welt, so erlangten Pizza und Pasta ihre ungebrochene weltweite Beliebtheit. Jedes Jahr werden mehr Supermarktregale mit Panettones gefüllt, und seitdem Frankreich die erste Panettone Meisterschaft und New York das erste Panettone Festival ins Leben gerufen haben … stellt sich doch einfach die Frage: Kommt jetzt der Panettone?

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