Urbanes Wildes Schwimmen

Mit seinen schneebedeckten Bergen und einigen der schönsten Landschaften der Welt ist die Schweiz für Skiläufer, Wanderer und Mountainbiker als Outdoorparadies berühmt. Als Binnenstaat ohne Zugang zum Meer mag es Sie jedoch erstaunen, von unserer Liebe zum ‚Wilden Schwimmen‘ zu hören.

Mit ‚Wildem Schwimmen‘ meinen wir jede Art von Schwimmen draussen in einem natürlichen Gewässer. Die Fans dieser Aktivität sind begeistert vom inneren Frieden und der Achtsamkeit, die sie erfüllt, wenn sie ins Wasser steigen und Teil der sie umgebenden Landschaft werden, in der sie leben.

Mit Einwohnern von Paris, die im Kanal von St. Martin ein Bad nehmen und furchtlosen New Yorkern, die sich sogar in den Hudson stürzen, ist ‚Wildes Schwimmen‘ in urbaner Umgebung in den letzten Jahren zu einer ungeheuer beliebten Aktivität geworden. Seit dem Bau des ersten Flussbads in Bern im Jahr 1782, das heute zu einem unserer hochgeschätzten Kulturgüter geworden ist, schwimmen wir in der Schweiz dagegen schon seit Jahrhunderten durch unsere Städte, und Baden in natürlichen Gewässern ist heute fester Bestandteil der Schweizer Kultur.

Dank der ständigen Verbesserung unserer Wasserqualität, dem um ein Vielfaches gewachsenen leichten Zugang zu öffentlichen Gewässern, den dazugehörenden Sicherheitsmassnahmen und einer Reihe von politischen Kampagnen ist urbanes Schwimmen in Städten wie Basel, Bern, Zürich und Genf in den letzten Jahrzehnten zum festen Bestandteil unseres alltäglichen Lebens geworden. Das Verbot von Phosphaten in Reinigungsmitteln, der Bau von Betontreppen an zahlreichen Einstiegsstellen und die Veröffentlichung von Karten und nützlichen Richtlinien unterstützen diese Sommeraktivität, die Anwohnern und Touristen in gleicher Weise ans Herz gewachsen ist. 

Die gelassene Haltung dem wilden Schwimmen gegenüber ist in der Schweiz zum Teil dem Fehlen von Beschränkungen durch die örtlichen Behörden zu danken. Wir verlassen uns eher auf eine bodenständige Sicherheitskultur, deren Schwerpunkt in Ausbildung, einer starken Gemeinschaft von freiwilligen Helfern und einem ungeschriebenen Sozialvertrag liegt, durch die Schwimmer angehalten sind, auf einander achtzugeben. 

Die Aare in Bern

Wenn Sie ein guter Schwimmer sind und einen heissen Sommertag wie ein echter Berner erleben möchten, begeben Sie sich an die Aare. Seit Jahrhunderten schwimmen die Anwohner in diesem Fluss – aus gutem Grund, denn Sie erleben die malerische Altstadt auf einzigartige Weise, wenn sie sich durch das türkisblaue Wasser vorbei an dieser UNESCO Weltkulturerbestätte treiben lassen. Beginnen Sie Ihren Trip an einem der Flussbäder und springen Sie dort an den mit einem roten Pfahl gekennzeichneten Ausgängen in den Fluss. Wir weisen allerdings darauf hin, dass das Schwimmen in der Aare nur für wirklich erfahrene Schwimmer geeignet ist, Sie sollten in jedem Fall den Sicherheits-Tipps des Berner Fremdenverkehrsamts Folge leisten.

Der Rhein in Basel

Es ist ein Erlebnis ganz besonderer Art, mitten im Rhein durch die mittelalterliche Stadt Basel zu driften – dabei ist es gleich, ob Sie Touristen oder Anwohner auf dem Weg zur Arbeit sind (ich kenne übrigens tatsächlich jemanden, der sich auf diese Weise durch Basel bewegt!). Sollten Sie Bedenken haben, möchten es aber trotzdem einmal ausprobieren, gibt es die Möglichkeit, sich in Begleitung eines ausgebildeten Rettungsschwimmers auf den Weg zu machen. Ein grossartiges Erlebnis ist das jährlich stattfindende „Rheinschwimmen in Basel“, das in jedem August von der Stadtverwaltung organisiert wird. Tausende Teilnehmer lassen sich vom Ufer in der Nähe des Münsters den Rhein hinuntertreiben.

Die Limmat in Zürich

Schon seit römischen Zeiten lieben die Bewohner Zürichs ihren Fluss, alte römische Badehäuser und moderne Bars liegen überall entlang der Limmat und haben eine lebendige Schwimmerszene geschaffen. Die grössten Events des Jahres sind das „Limmat Schwimmen“ im August und das „Samichlaus Schwimmen” im Dezember. Das „Samichlaus Schwimmen” ist eine Wohltätigkeitsveranstaltung, bei der sich die Teilnehmer als Nikoläuse verkleiden und den Fluss auf einer Länge von 111 Meter durchqueren. Aber Achtung, es kann kalt werden, denn die Temperaturen können bis auf 4°Celsius sinken, und der Sprung ins Wasser kostet Mut.

Die drei hier vorgestellten Locations sind nur eine winzige Auswahl davon, was die Schweiz zu bieten hat, wenn es um wirkliche und echte Erlebnisse im ‚Wilden Schwimmen‘ geht. Wenn Sie starke Schwimmer sind und sich diesen Sommer in unserem Land aufhalten, kann ich Sie nur sehr dazu ermutigen, es einmal auszuprobieren! Um es mit den Worten des grossen John Lennon zu sagen: ‚Turn off your mind, relax, and float down stream’ … (Schalt ab, entspann dich und lass dich den Fluss runter treiben …‘). Denken Sie nur daran Ihren Wickelfisch einzupacken!

Photo credits:
Die Limmat: © Zürich Tourismus
Die Aare: © Bern Welcome

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