Schreibgeräte in den Wolken?

Laura Bazzali im Gespräch mit Andrea Bogoni und Tom de Kleyn über Schreibgeräte in Wolken und warum Himmel und Erde, sinnliche Erfahrung und digitale Freiheit so gut zusammenpassen.

Laura Bazzali: Tom, was machen unsere Schreibgeräte da oben in der Wolke?

Tom de Kleyn: Die lassen wir lieber auf der Erde, Laura! Mit dem neuen Cloud Pens-Service erweitern wir aber ihre Kommunikationsmöglichkeiten um die digitale Dimension. Haptische Werbung wird so dynamisch, messbar und flexibel. Die sinnliche Erfahrung und der praktische Nutzen, ihre klassischen Stärken, bleiben erhalten. Wolken und Erde bilden ein starkes Team.

Sehr poetisch! Aber was heisst das konkret, Andrea?

Andrea Bogoni: Kern des Projekts ist eine Web-App, die wir selbst entwickelt haben. Sie fungiert als dynamische Schnittstelle zwischen digitaler und analoger Welt. Wir bringen die Nutzer also erstmal bewusst auf einen Hub für mobile Inhalte.

Warum das? Reicht ein Link auf die Website eines Unternehmens nicht?

AB:  Die Web-App erweitert den Spielraum enorm. Dank der Web-App können mit den Cloud Pens verbundene Inhalte individuell gestaltet und jederzeit aktualisiert und geändert werden. Unternehmen können die Nutzer ihrer Markenbotschafter mit digitalen Angeboten direkt und immer wieder neu ansprechen oder durch Retargeting an anderen digitalen Orten erreichen. Dank präziser Analysedaten lässt sich die Performance einer Kampagne messen und so Inhalte und CTAs immer wieder optimieren. Das geht alles nur mit einer Web-App. Die Möglichkeiten sind grenzenlos.

Brauch man dafür Spezialkenntnisse?

AB: Du meinst seitens des werbenden Unternehmens?

Genau.

AB: Nein! Das Dashboard, über das man die Web-App verwaltet, funktioniert ganz intuitiv. Inhalte und Funktionen lassen sich sehr leicht und schnell ändern.

TDK: Dasselbe gilt auch für die Nutzer, die nach dem Scan des QR-Codes auf der Landing Page ankommen. Die Seite ist einfach, fokussiert, ohne Schnickschnack. Die Schaltflächen sind so positioniert, dass man mit dem Daumen leicht darauf zugreifen kann, alles funktioniert, wie man es von mobilen Apps gewohnt ist.

Lässt sich die Landing Page individuell gestalten?

AB: Absolut. Die Landingpage lässt sich nahtlos in jeden Markenauftritt integrieren, bis hin zur Seiten-URL kann praktisch jedes Detail personalisiert werden. Auch dafür braucht es keine besonderen Vorkenntnisse, das können Kunden entweder selbst machen oder unsere Grafiker übernehmen das.

Auf das Schreibgerät wird also nur ein QR-Code gedruckt?

AB: Genau. Durch das Scannen des dynamischen QR-Codes gelangt man zur Landing Page, wo die Nutzer dann die Angebote des jeweiligen Unternehmens finden.

Warum gerade QR-Codes?

TDK: Sie passen perfekt zu unseren Schreibgeräten! Man findet sie überall, sie sind zuverlässig und jeder weiss, wie sie funktionieren. Auch Nachhaltigkeit hat bei der Entscheidung eine Rolle gespielt. QR-Codes sind umweltfreundlicher als chip-basierte Lösungen wie NFC, die nicht recycelbar sind und wertvolle Rohstoffe wie Kupfer enthalten. Ausserdem sind QR-Codes schon ab Stückzahlen im mittleren Bereich die kostengünstigere Lösung.

AB: Jeder einzelne QR-Code wird übrigens per Videokontrolle auf seine Funktionsfähigkeit getestet.  Das ist auch noch wichtig zu wissen.

Und wem gehört am Ende der QR-Code?

TDK: Dem Kunden natürlich, für den wir ihn entwickeln und individuell gestalten. Industriekunden können ihn, wie die dazugehörige Web-App, gern auch für andere Kommunikationsmittel einsetzen – haptischer, analoger oder digitaler Art. So lassen sich ganze Kampagnen managen.

AB: Nur Schreibgeräte anderer Hersteller, die schliessen wir aus.

TDK: Stimmt!

Tom, gibst du mir ein paar Beispiele für Anwendungen der Cloud Pens?

TDK: Über die Web-App lassen sich zahlreiche digitale Services managen – von Sonderangeboten über Videos und Kontaktfunktionen bis zu aktuellen Informationen über Produkte und Dienstleistungen. Die Menschen können shoppen, anrufen, mailen, lesen oder buchen. Für ein Modeunternehmen ist die App das Hub, um die Nutzer der Schreibgeräte auf seinen Online-Shop und seine Sozialen Medien zu bringen, für ein Pizza-Service fungiert sie vielleicht als Speisekarte mit integrierter Google-Map und Bestellfunktion, für eine Versicherung ersetzt sie die Visitenkarte, für eine Möbelmarke bietet sie neben einer Shopfinder-Funktion Zugang zu aktuellen Sonderangeboten und Designer-Interviews. Hier gilt das Versprechen des Namens: The sky’s the limit!

Welche Modelle gibt es als Cloud Pen?

TDK: Alle Prodir Modelle, nur QS-Modelle in der Ausführung Stone nicht.

Ein wichtiges Thema ist auch Sicherheit der Daten.

AB: Die Webseite für die App wird in der Schweiz gehostet. Laut Data Centre Risk Index eines der drei weltweit führenden Länder in puncto Sicherheit. Kunden können sich also darauf verlassen, dass ihre Daten bei uns sicher sind und gemäss Datenschutzgrundverordnung (DSGV) behandelt werden. Und wenn eine Kampagne beendet ist, lassen sich natürlich alle Daten löschen.

Die Schlussfrage geht an Dich, Andrea: Was war die grösste Herausforderung im Projekt?

AB: Wir wollten QR-Codes, die klein und fein sind, um die Wertwahrnehmung des Schreibgeräts nicht zu stören. Auch das war schon eine Herausforderung, aber wir konnten das graphisch und drucktechnisch lösen. Aber es gab ein Problem, das wir nicht allein lösen konnten: iPhones kamen mit den kleinen QR-Codes nicht klar. Wir haben uns an die Entwickler Community und auch an Apple selbst gewendet, ohne Ergebnis. Das Problem schien in Cupertino nicht auf der Tagesordnung zu stehen. Bis im Januar 2021 das iOS 14.4 Update kam. Ganz oben auf der Liste der Verbesserungen stand der kurze Satz: «Die Kamera erkennt kleinere QR-Codes». Ich erinnere mich genau, es war kurz nach Mitternacht. Ich habe sofort alle angerufen und aus den Betten geholt. Es war grossartig.

Danke euch beiden für das Gespräch!

Laura Bazzali ist Produkt Managerin, Andrea Bogoni Head of Marketing und Tom de Kleyn International Sales Manager der Schweizer Pagani Pens.

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