Außer dem Matterhorn, einer 740 km langen Grenze und der Landessprache verbindet die Schweiz und Italien auch eine lange, auf die 40er Jahre zurückreichende Tradition im Bereich des Designs. Damals entstand der Swiss Style vor allem auf der Grundlage eines regen, künstlerischen Austauschs zwischen Zürich und Mailand.
Diese italienische Stadt beherbergt heute den Salone Internazionale del Mobile – die weltweit wichtigste Messe für Einrichtungsgegenstände und eine der bekanntesten für Industriedesign. Vor wenigen Tagen ist die 55. Auflage der Schau – die mit ihren zahlreichen Veranstaltungen und Ausstellungsflächen ganz Mailand einbezogen hat und einen Besucherrekord verzeichnen konnte – zu Ende gegangen.
Seit jeher sind Materialien und Oberflächen Gegenstand gewagter, manchmal sogar experimenteller Ausstellungen beim Salone. Ein in den letzten Jahren deutlich gewordener Design-Trend ist, der Haptik – als entscheidendem Faktor bei der Wahrnehmung und dem Erleben eines Produkts – einen immer größeren Wert beizumessen.
So meint Olaf Hartmann – Experte für haptisches Marketing – tagtäglich sind wir tausenden von audiovisuellen Botschaften ausgesetzt. Der inflationäre Gebrauch dieser Art von Botschaften bewirkt eine verminderte Wirksamkeit des Mediums selbst. Folglich messen wir “unserem Sinn für das Wahre” einen größeren Wert bei. Diesen halten wir für zuverlässig, da er aus einem direkten Kontakt mit der Materie resultiert.
Designer in aller Welt – und nicht nur in der Einrichtungsbranche – kennen dieses Prinzip sehr gut und setzen bei der Herstellung ihrer Produkte immer öfter auf haptische Reize.
Die gerade beendete Auflage des Salone del Mobile umfasste zahlreiche Einrichtungselemente, deren Oberflächen nicht nur als stilistische Details, sondern als essentielle Erkennungsmerkmale entworfen worden sind. Vielfache Ausführungen und Oberflächen waren zu sehen: von dreidimensionalen geometrischen Strukturen über unregelmäßige, aus der Natur stammende Formen bis hin zu Oberflächen, die entstanden sind aus der Leere, die sich durch das Fehlen von Material bildet, und damit unerwartete Oberflächen formt.
Photo credits: Prodir | Blå Station | Vitra at Salone del Mobile
Photo: Eduardo Perez © Vitra