Christoph Schnug hat die DNA der Prodir Schreibgeräte entscheidend mit geprägt. Auf seinem Schreibtisch liegen die Skizzen des neuen DS9. Wahrscheinlich merkt man seinen Produkten an, dass er zu einer Designergeneration gehört, die ihr Handwerk noch ohne Computer gelernt hat. Zumindest am Anfang. Die klassische Einfachheit der Form, klar und direkt, sie kommt vielleicht auch daher.
Herr Schnug, was zeichnet die Prodir DNA aus?
Christoph Schnug: Die DNA ist die Zutatenliste, die Formel, die alle Prodir-Produkte gemeinsam haben. Immer wieder neu, überraschend zusammengesetzt und trotzdem wiedererkennbar. Genau das unterscheidet Prodir von anderen Anbietern. Wir haben sie uns zu Beginn der Arbeit am DS9 nochmals bewusst vor Augen geführt. Auf einen Nenner gebracht, besteht sie aus Kreis, Oval, Ellipse, Quadrat, Dreieck und einfachen Linien. Sie bilden ihre Formensprache.
Und wie steckt sie im neuen DS9?
Christoph Schnug: Oval und Kreis sind für uns die Grundformen des DS9. So geht der Schaft langsam von rund zu oval über. Diese elegante Verformung spürt man, wenn man ihn in die Hand nimmt. Der DS9 ist ein fast schon geometrischer Stift, der jedoch Details besitzt, die mit dieser Stringenz brechen: z.B. die Asymmetrie der Verbindung zwischen Clip und Körper, die Oberflächenwechsel von glänzend zu matt. So etwas „Störendes“ macht sehr oft die Wirkung eines Gegenstands aus. Es ist wie eine „Attraktion des Augenblicks“. Wie ein perfekter Wimbledonrasen, bei dem ein Büschel Gras raussteht, und der gerade deswegen so schön ist.
Was sofort ins Auge fällt, ist sein prägnanter Clip.
Christoph Schnug: Da gibt es viele Details zu entdecken. Es ist spannend den DS9 in der Hand zu drehen und sich die verschiedenen Ansichten genau anzuschauen. Der Clip ist eines der ormprägenden Elemente bei jedem Schreibgerät. Beim DS9 bietet er eine fantastische Druckfläche. Er ist oben flach und hat eine symmetrische, ovale Form. Auch der Drücker ist oval, setzt man ihn farblich ab, lassen sich zweifarbige Markenbilder sehr gut darstellen. Er lässt viel Raum für Kreativität.
Auch die Farbskala des DS9 hat einen ganz eigenen Charakter.
Christoph Schnug: Wir haben die Farben gezielt auf das Schreibgerät abgestimmt. Es gibt also keine austauschbare Tonleiter, sondern eine Melodie, die zum Schreibgerät passt. Die Palette umfasst 20 Farbtöne, darunter „materialhafte“ Farben wie Forest, Denimblau, Leder oder Zementgrau und stark emotionale Farben wie Sunset Orange oder Himmelblau. Komplett, aber doch individuell.
Welche Reaktion erwarten Sie, wenn jemand das erste Mal den DS9 in den Händen hält?
Christoph Schnug: Ich wünsche mir, dass sie oder er denkt: „Den kenne ich doch, den gibt es doch schon, oder?“ Wenn das passiert, hat das Produkt eine Seele. Es bedeutet, dass das Produkt angenommen wird, wie ein Mensch, den Sie noch nie gesehen haben, den Sie aber trotzdem schon zu kennen glauben, weil sich mühelos Vertrautheit einstellt. Das versuchen wir bei allen Produkten zu erreichen, mit Erfahrung, Zeit und Liebe zum Detail.
Was muss aus Ihrer Sicht der DS9 als Kommunikations-Tool leisten?
Christoph Schnug: Zwischen den Markenwerten und der konkreten Schreiberfahrung, darf sich keine Kluft auftun. Auf allen Ebenen, optisch, haptisch und funktional als Kugelschreiber. Das geht nur, wenn er die Qualität der Marke, für die er wirbt, selbst erlebbar macht. Dafür haben wir ihn gemacht. Haben wir noch was vergessen? Ja, das wäre mir noch wichtig: Prodir-Produkte sind neben allem, was ich gesagt habe, auch eins: einfach schön. Und schöne Dinge bitten nicht um Aufmerksamkeit.
Vielen Dank für das Gespräch,
Herr Schnug.
Christoph Schnug (49) ist Produkt und Grafikdesigner und Inhaber des Studio C in Mailand. Für Prodir hat er, neben Erscheinungsbild und kommunikationselementen, die Modelle DS2, DS4, DS5, DS6, DS7 und DS8 gestaltet. Auch der neue DS9 stammt aus seiner Feder. Für seine Arbeiten in Kommunikations und Produktdesign hat er zahlreiche internationale Preise erhalten.