Olivier Netter sagt, die Handschrift eines Menschen erzähle viel über sein Inneres. Er ist einer der führenden Graphologe Deutschlands. Ein Schriftbild sei wie der Ausdruck eines Seismographen – und manchmal liessen sich kleine Erdbeben erkennen, noch bevor sie an die Oberfläche kommen.
Wie wir schreiben, hängt immer auch davon ab, wie wir uns gerade fühlen, ob wir für uns selbst oder für jemand anderen schreiben, ob wir gestresst oder rundum zufrieden sind, ob wir uns Mühe geben oder einfach gehen lassen. Unsere Handschrift, sagt der Graphologe Olivier Netter, sei wandelbar wie die Kleidung, die wir tragen – aber nur bis zu einem bestimmten Grad. Das Schriftbild sage auch etwas über die Persönlichkeit aus. Merkmale wie Schrifthöhe, Verbundenheit der Buchstaben, Regelmässigkeit oder Verschnörkelungen würden von Laien meist überschätzt.
„Es liegt nicht an den Einzelmerkmalen, das Gesamtbild ist entscheidend. Hier finden sich die Hinweise auf die Vitalität und den Allgemeinzustand eines Menschen. Der Schreibvorgang ist wie der Auftritt auf einer Bühne, die wir uns erst erobern müssen. Der leere Raum, das weisse Blatt, konfrontiert uns mit unseren Hemmungen, unseren Ansprüchen und unseren vitalen Energien, die wir entweder souverän kontrollieren oder die uns mit sich reissen – oder uns auch im Stich lassen.“
Aus diesem Gesamtbild des Auftritts zieht Netter seine Schlüsse: Ist der Mensch kontaktfreudig oder introvertiert? Chaotisch, strukturiert oder beides? Kreativ, begeisterungsfähig oder phlegmatisch? Ein Team-Player oder eher ein Eigenbrötler? In Bewerbungssituationen entscheiden graphologische Gutachten nicht selten mit über Erfolg oder Misserfolg eines Kandidaten. Muss man da nicht damit rechnen, dass Bewerber versuchen, bestimmte Persönlichkeitsmerkmale in das eigene Schriftbild einzubauen? „Wer es im Alltag schafft, anderen etwas vorzumachen, dem kann das auch in der Schrift gelingen. Allerdings haben diese Schriften oft etwas Leeres oder Maskenhaftes. Man sieht ziemlich schnell, dass sie nicht authentisch sind.“
Bei Menschen mit ausgeprägten Problemen gäbe es ein ähnliches Phänomen: „Die einen haben ein chaotisches Schriftbild, während die anderen so perfekt erscheinen, dass es sofort ins Auge fällt. Der Mensch versteckt sich hinter einer Art Überperfektion. Aber der Graphologe entwickelt ein Gefühl dafür.“ In seinen Gutachten für die Personalauswahl benennt Netter in erster Linie Persönlichkeitsmerkmale, manchmal schlägt der Seismograph aber auch in ganz andere Richtungen aus. „Wir können auch Burn-Out oder andere, vielleicht nur vorübergehende Überforderungen und Einschränkungen erkennen. Sie werden klar von den dauerhaften Eigenschaften eines Kandidaten unterschieden, besonders wenn er dem Anforderungsprofil ansonsten entspricht.“
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