1’810 Meter über dem Meeresspiegel liegt ein Stausee, der im Winter zufriert und Windgeschwindigkeiten bis zu 140 km/h standhält. Trotz dieser unwirtlichen Bedingungen ist es der perfekte Ort, um Sonnenenergie zu produzieren.
Bourg-Saint-Pierre ist das letzte Dorf vor dem Grossen St. Bernard Pass und dem Tunnel nach Italien. Es ist ein beliebter Ort für Wanderer und Mountainbiker, doch seit Kurzem ist es für eine beeindruckende technische Neuerung berühmt geworden, die den Touristen einen Blick darauf erlaubt, wie eine grüne Zukunft aussehen könnte.
Vor dem Hintergrund der majestätischen Bergwelt treibt ein 2‘200 Quadratmeter grosses Feld mit Fotovoltaik-Paneelen auf dem Lac des Toules. Es ist die höchst gelegene Solaranlage der Welt.
Die Herstellung schwimmender Solaranlagen ist kostspielig, vergleicht man die Kosten jedoch mit ‚trockenen‘ Solarparks, überwiegen die Vorteile. Denn nicht nur werden keine Landflächen verbraucht, die vielseitige andere Verwendungen finden können, wegen der natürlich gegebenen Kühlfunktion des Wassers sind sie auch um 16% effizienter.
Mancher wird einwenden, solche Anlagen müssten doch eigentlich in einem wärmeren Klima wirkungsvoller arbeiten, ein Dorf in den Schweizer Alpen, in dem die Temperaturen im Winter auf frostige -30 °C sinken, dürfte wohl kaum der beste Ort sein, um Solarenergie einzufangen. Doch es stellte sich heraus, dass alpine Bedingungen sich erstaunlich gut für die Gewinnung von Sonnenenergie eignen. Die UV-Bestrahlung ist in grossen Höhen intensiver, weil die Luft dünner ist, und die umstehenden Bergemassive dienen als Reflektoren, die noch mehr Strahlung auf die Paneele senden.
Das Ergebnis ist eine Solaranlage, die im Vergleich mit einer vergleichbaren Anlage an einem wärmeren, niedriger gelegenen Ort die doppelte Energiemenge erzeugt.
Zurzeit liegt die Produktion der Lac des Toules-Anlage bei über 800‘000 Kilowattstunden (kWh) pro Jahr, genug, um die Energieversorgung von etwa 220 Haushalten zu decken. Es liegen aber bereits Pläne für den Ausbau der Anlage vor, um in Zukunft mehr als 6‘000 Haushalte versorgen zu können.
Dank unserer umfangreichen Verwendung von Wasserkraft ist die Schweiz eins der Länder mit dem geringsten Kohlendioxyd-Ausstoss der Welt. 2017 hat die Bevölkerung zudem in einer Volksabstimmung den Ausstieg aus der Kernindustrie beschlossen. Könnte es sein, dass auf unserem Weg in eine noch grünere Zukunft schwimmende Solaranlagen die Lücke schliessen, die dadurch entsteht? Denkbar ist es.
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