Gavin Pretor-Pinney ist der Gründer der Cloud Appreciation Society, der Gesellschaft zur Wertschätzung der Wolke, und Autor des Standardwerks Cloudspotter’s Guide. Er ist eine Art Steve Jobs der Wolken. Er gehört zu denen, die aus dem Nichts ein globales Projekt geschaffen haben, und dabei, und das unterscheidet ihn von allen anderen, dem Nichts immer treu geblieben ist.
Pretor-Pinney fand, dass wir unseren Wolken, den richtigen, nicht den digitalen, nicht wirklich gerecht werden, weil wir sie vor allem als graue, die Sonne verschleiernde Melancholie-Beschleuniger sehen, die nicht selten und immer im falschen Moment grosse Mengen Wasser abgeben und uns so den kurzen Sommer vermiesen. Was in Grossbritannien, mit einer tatsächlich die Reputation der Wolke schädigenden Frequenz vorkommen mag, aber der Wolke als Phänomen nicht gerecht wird.
Pretor-Pinney entschied sich, die Wolke zu reframen. Ein Akt gelebter Diversität, auch um die Wolke gegen ihre einseitige Deutung in zahllosen Liedern der Popkultur, von Joni Mitchel (Both Sides Now) über Sting (Heavy Cloud No Rain) bis Morissey (Black Clouds), zu verteidigen: „Wir leben alle in derselben Atmosphäre, zu der auch die Wolken gehören“.
Um das Problem auf die Tagesordnung zu setzen, entschliesst er sich, in London einen öffentlichen Vortrag über die Gründung der Gesellschaft zur Wertschätzung der Wolke zu halten. Viele der Zuhörenden sind der Überzeugung, dass es sich dabei um ein fortgeschrittenes Projekt handelt und fragen ihn anschliessend nach Aufnahmeformularen. So entsteht der Verein der Wolkenfreunde, von dessen Gründung er etwas vorauseilend, aber offenbar mit Weitsicht gerade gesprochen hatte, tatsächlich.
Ich lasse alle Jahreszahlen, Orte und excel-relevante Details weg, die für Menschen, die sich mit Vorliebe im wolkigen Bereich des Himmels bewegen, nicht so wichtig sind. Es zählt allein, dass heute, im Spätsommer 2021 und am Ende der grossen Pandemie, die Gesellschaft zur Wertschätzung der Wolke eine relevante Grösse im Leben vieler Menschen geworden ist.
Weltweit, nicht nur in England.
Auch die Redaktion von Open bewirbt sich kollektiv um die Mitgliedschaft. Um es mit Gavin Pretor-Pinney zu sagen: „Cloudspotting ist nur eine Ausrede. Es legitimiert das Nichtstun, und ich denke, das ist wichtig heutzutage. Ich denke, diese Idee des Zurücktretens und dem Gehirn zu erlauben, in den Leerlaufmodus zu gehen, ist wirklich zentral für kreatives Denken.“
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cloudappreciationsociety.org
➝ OPEN READS
Gevin Pretor-Pinney, The Cloudspotters Guide, 2007
Gevin Pretor-Pinney, The Wave Watcher’s companion, 2010