„Sie sind eine fantastische Zutat für deinen Salat”, sang die von Dik Browne gezeichnete Cartoon-Figur 1944 in dem berühmten Werbespot im Calypso-Rhythmus. „Du kannst auch einen Kuchen mit ihr backen. Du kannst sie essen, wie die willst. Chiquita Bananen sind unschlagbar.” Und wie steht es damit, sie als Kleidung zu verwenden? Der Schweizer Taschenhersteller QWSTION gibt eine Antwort auf diese Frage und die heisst: Bananatex.
Laut QWSTION ist „Bananatex das weltweit langlebigste Tech-Gewebe, ausschliesslich hergestellt aus natürlich gewachsenen Acabá Bananenpflanzen, die vollkommen selbstgenügsam wachsen und also weder Pestizide noch Dünger oder zusätzliches Wasser benötigen“. Bananatex, ausgezeichnet mit dem Cradle-to-Cradle Zertifikat, ist das perfekte Produkt für eine Kreislaufwirtschaft. Es ist zu 100 % biologisch abbaubar und seit seiner Markteinführung im Jahr 2018 wurden ihm eine Reihe internationaler Nachhaltigkeits- und Design-Preise verliehen, neben anderen im Jahr 2019 der Green Product Award, 2019/20 der Schweizer Designpreis und im Jahr 2021 der deutsche Nachhaltigkeitspreis im Bereich Design.
Aber all das erreichte QWSTION natürlich nicht über Nacht. Seit seiner Gründung im Jahr 2008 war es das erklärte Ziel des Schweizer Taschenherstellers, wirklich nachhaltige Produkte herzustellen. Damit ihnen das gelingen konnte, mussten sie zunächst eine Wahl treffen: Synthetische Fasern wie Nylon oder Polyester tragen den Titel „vegan“, das bedeutet, sie werden ohne tierische Produkte hergestellt und sie sind preiswerter und haltbarer als die meisten Bio-Fasern. Allerdings existieren für diese Materialien keine nachhaltigen Lösungen nach dem Ende ihrer Verwendungsdauer. Baumwolle und andere Naturfasern dagegen sind im Lauf der Zeit auf natürliche Weise abbaubar, doch gegen diese Fasern spricht, dass ihr Anbau sehr oft die Verwendung grosser Mengen von Dünger, Pestiziden und Wasser bedarf. Zertifizierte Bio-Baumwolle war eine Lösung, doch dieses Material ist besser geeignet für weiche T-Shirts als zum Beispiel für widerstandsfähige Rucksäcke. Bei dem Besuch in einer Textilfabrik in Asien, rutschten die Leute von QWSTION dann praktisch auf einer vollkommen neuen Lösung aus: Musa textilis – Abacá Bananenpflanzen.
In gewisser Weise hat QWSTION etwas entdeckt, was den Einheimischen im philippinischen Hochland schon immer bekannt war. Dort baut man seit Jahrhunderten Abacá unter fast permakulturellen Bedingungen an, was im Gegensatz zu landwirtschaftlich verwendeten Monokulturen steht, denn es bedarf hier keiner weiteren Anwendungen. Man nutzt diese Pflanze für die Herstellung von Kleidung, Schnürsenkeln, Schals und Hüten. Bis zur Verbreitung von Nylon im 20. Jahrhundert war sie überdies wegen ihrer Salzresistenz das perfekte Material für die Herstellung von Seilen und Tauen für die Schifffahrt. QWSTION trägt heute ihr technisches Wissen, ihr Design und vor allem ihr industrielles Knowhow bei und verarbeitet die Pflanzenfasern zu einer Art Papier, bevor sie nach Taiwan zu Garnspezialisten weitergeleitet werden, die das Papier zu Garn spinnen, aus dem dann Stoffe gewebt werden. Diese Textilien finden anschliessend verschiedene Verwendungen, zum Beispiel für die Herstellung von Taschen, Schuhoberteilen oder Möbelpolstern.
Es ist QWSTION zu danken, dass sie weder die Stoffe noch den Herstellungsprozess ausschliesslich für sich nutzen. QWSTION hat es verstanden, eine Reihe von Partnerschaften einzugehen, die ihre Wirkung verstärken. So mit Stella McCartney für die Neuauflage ihrer Logo-Tasche, mit Balenciaga für ein Wiedererstehen der neuen Edition ihres berühmten Triple S Sneakers und mit dem Schuhhersteller Good News für die Herstellung von Sneakern für H&M. Überdies haben sie sich mit einer Reihe von Schweizer Unternehmen wie Lehni (Stühle), Mover (Taschen) und digital minimalists Punkt zusammengetan, mit letzteren haben sie gemeinsam eine biologisch abbaubare Handyhülle kreiert.
Dabei ist Bananatex nicht die erste Fruchtfaser auf dem Markt, unter der zunehmenden Zahl von Fasern, die aus weiterverwertetem pflanzlichem Material stammen, finden sich zum Beispiel auch Piñatex (aus recycelten Ananasblättern), Orange Fiber (Orangenschalen), Uppeal (Apfelschalen), Vegea (Trauben) und Fruitleather (Mangos). Viele davon konzentrieren sich auf die Weiterverwendung der Abfälle von bereits existierenden Firmen, die zum Beispiel Fruchtsäfte herstellen oder auch aus der Weinindustrie, die in aller Regel – was sonst – in den Müll wandern würden. Wenn man an andere alternative natürliche Fasern denkt wie zum Beispiel Desserto (Kaktusfeigen) oder an eigenentwickelte Werkstoffe, die aus Brennnesseln, der Lotusblume, Kaffeesatz oder Myzel (das ist nur eine von den vielen wunderbaren Anwendungsmöglichkeiten von Pilzen) hergestellt werden, kommt es einem vor, als befänden wir uns mitten in einer Revolution der Naturfasern, die in Bezug auf Nachhaltigkeit wahrscheinlich einfach „unschlagbar“ sind.
Open Link: https://www.bananatex.info/