Wenn du schon einmal in der Schweiz warst, wirst du wissen, dass Platz nicht wirklich ein großer Aktivposten in der Schweiz ist. Dafür sind es jedoch die Berge, die sich immerhin über 62% des Landes erstrecken. Wie aber kann es einem so kleinen Land weiterhin gelingen, nach Nachhaltigkeit zu streben und gleichzeitig seine natürliche Schönheit zu bewahren? Es beginnt damit, auf einer Bahnstrecke in die Spur zu gehen.
Das Schweizer Start-Up Sun-Ways hat die Idee entwickelt, auf dem ungenutzten Raum zwischen den Bahngleisen Solarpaneele zu installieren. Damit bieten sie vielleicht eine Lösung für den Übergang zu erneuerbaren Energiequellen ohne – buchstäblich – den Blick auf das zu verstellen, was die Schweiz wirklich und tatsächlich zur Schweiz macht. „Solarteppich” heisst das Ganze und könnte die Schweiz möglicherweise zum führenden Land auf dem Weg zu einem emissionsfreien Europa machen.
Rein technisch ist die Idee nicht neu und sowohl in Italien wie in England werden zeitgleich ähnliche Installationen getestet. Was die Idee von Sun-Ways allerdings besonders innovativ macht, ist die Zusammenführung dieses bereits existierenden Konzepts mit der guten, alten Schweizer Effizienz. Nur zur Erinnerung, die Schweiz führt seit 13 Jahren den weltweiten Innovations-Index auf dem ersten Platz an! Wie man sieht, aus gutem Grund.
Zwar werden die einen Meter breiten Paneele zwischen den Gleisen installiert, sie sind aber dank eines neuen Systems – dem ersten seiner Art – leicht wieder entfernbar, was mögliche Wartungsarbeiten erheblich erleichtern wird. Potenzielle Probleme direkt in die Planung einzubeziehen und unmittelbar geeignete Lösungen auf dieser Nachhaltigkeitsreise zu liefern, kommt nicht von ungefähr: Die Schweiz verfügt weder über Gas- noch Ölvorkommen, darum sind erneuerbare Energien die naheliegende Lösung. Die Schweiz mag klein sein, aber grosse Ideen sind ihr Ding.
Das hier vorgestellte ist nicht das einzige Projekt, mit dem die Schweiz daran arbeitet, Sonnenenergie mittels photovoltaischer Paneele nutzbar zu machen, aber es ist ein perfektes Beispiel dafür, wie die Schweizer stets das Meiste aus dem herausholen, was ihnen zur Verfügung steht. Theoretisch können diese Paneele auf dem gesamten Schweizer Schienennetz installiert werden – auf insgesamt 5‘317 Kilometern. Das bedeutet den Einsatz von Solarpaneelen auf mehr als 5 Millionen Quadratmetern, ohne damit landwirtschaftlich genutzte Ländereien zu belasten oder auch nur einen einzigen Baum zu fällen. Das ist für ein Land, das das Recht von Pflanzen in seiner Verfassung verbrieft hat, eine echt Schweizer Lösung, wie sie besser nicht sein könnte.
Allerdings sollten wir nicht vergessen, dass all das im Moment noch rein theoretisch ist. Zunächst wird die Funktionsfähigkeit dieser mit Solarpaneelen gefüllten Freiräume in einem Pilotprojekt getestet. Es geht darum, klein anzufangen. Die auf diese Weise gewonnene Energie wird nur Privathaushalten zur Verfügung stehen, sollte das Projekt aber erfolgreich sein, kann sich das allerdings schnell ändern und bei voller Ausschöpfung des Potenzials
würde es fast 2% des Schweizer Energiebedarfs decken.
Ob das Projekt nun aufgeht oder nicht, wir Schweizer haben wiederholt unter Beweis gestellt, dass uns kein Problem zu gross und kein Berg zu hoch ist, um ihn zu besteigen, wenn es darum geht, die Erzeugung erneuerbarer Energien zu perfektionieren. Solange es den Platz nicht beeinträchtigt, der uns in der Schweiz zur Verfügung steht, gibt es nach oben keine Grenze.