Michelle Obama benutzt sie, um organisiert zu bleiben, Bill Gates sagt, sie sind unverzichtbar, Benjamin Franklin liebte es, sie anzulegen und Umberto Eco erklärt sie zum ‚Ursprung der Kultur‘.
Die Rede ist natürlich von Listen. Es gibt sie seit Jahrhunderten, und ihr Ursprung lässt sich bis zu den ältesten Zivilisationen zurückverfolgen. Laut Eco sind Listen der reinste Ausdruck unserer menschlichen Sehnsucht nach Ordnung und dem Verständnis der Welt, die chaotisch und unvorhersehbar sein kann. Mit ihrer Hilfe begreifen wir diese Welt, bewahren unsere Erinnerungen und verleihen unserem Dasein Bedeutung. Sie können uns darüber hinaus befähigen, die Komplexität des Lebens zu begreifen und es besser zu bewältigen, denn sie geben uns das Gefühl, Kontrolle auszuüben und kompetent zu sein.
So zum Beispiel in einem Lebensmittelladen. Wir alle haben schon Einkaufslisten angelegt, um unseren Geist in Schach zu halten, wenn wir in endlos scheinenden Gängen vor vollgepackten Regalen stehen, die alle um unsere Aufmerksamkeit buhlen. Wir haben sie aber auch geschrieben, um eine Reihe von Aufgaben in der richtigen Reihenfolge zu erledigen, die an einem intensiven Tag im Büro geschafft werden müssen. Die meisten von uns haben sie auch irgendwann für grössere Visionen gebraucht, wie zum Anlegen einer Wunschliste oder einer schriftlichen Darlegung unserer ultimativen Lebensziele. Im Grunde genommen helfen sie uns, Dinge zu verstehen und Sinn und Verstand in Chaos und Verwirrung zu bringen.
Doch abgesehen von ihrer praktischen Anwendbarkeit kann das Anlegen von Aufgabenlisten sowohl eine Form des Selbstausdrucks als auch der Selbstfürsorge sein. Ausserdem vermittelt das Ausstreichen erledigter Aufgaben eine tiefe Befriedigung, und Studien haben gezeigt, dass diese Handlung die Ausschüttung von Dopamin im Hirn beeinflusst, was uns ein Gefühl von Erfüllung und Glück beschert.
Heutzutage fehlt es nicht an Apps und Werkzeugen, um digitale Listen anzulegen. Wenn man allerdings ein richtiges Notizbuch und einen Stift zur Hand nimmt, führt dies zu einem vollkommen anderen und vorteilhafteren Erleben. So ist es zum Beispiel erwiesen, das handschriftliche Notizen unser Gedächtnis trainieren und unsere Intelligenz stimulieren. Ausserdem kann einen ein Notizbuch mit seiner unbegrenzten Akkulaufzeit immer begleiten, und man kann unterwegs problemlos Nachträge einsetzen oder etwas nachschlagen, egal, wo man gerade ist! Und dann gibt es noch den Aspekt, dass digitale Aufgabenlisten unendlich lang sein können und dass sie auf ewige Zeiten in der Cloud gespeichert bleiben. Die Vorstellung aber, von einer ‚Liste der Dinge, die wir nie erledigt haben‘ verfolgt zu werden, kann bei vielen Menschen Pankattacken auslösen.
Obwohl es Leute gibt, die sagen, sie hätten nicht die Zeit, sich hinzusetzen und ihre Listen mit der Hand anzulegen, so seien gerade sie daran erinnert, dass die Zeit, die wir mit einer angenehmen und erfüllenden Tätigkeit verbringen, nie vertane Zeit ist.
Beim Anlegen einer handschriftlichen Liste in einem Notizbuch geht es nicht nur darum, die Dinge, die man erledigen muss zu organisieren, es geht vor allem darum zu verlangsamen und sich des Augenblicks bewusst zu werden. Man sagt, unsere Handschrift ist ebenso einzigartig wie unser Fingerabdruck. Warum also nicht heute einen Moment für sich selbst nehmen, zum Stift greifen und auf die unnachahmlichste Weise Selbstfürsorge üben?